5. Zeit und Aufmerksamkeit

Worauf richtest du deine tägliche Aufmerksamkeit?

Um Karl Heinrich Waggerl zu zitieren: „Zeit hat man nur, wenn man sie sich nimmt!“ Wie wahr.

Als Autoren sind wir nicht nur stundenlang, sondern wochen- bzw. monate- wenn nicht sogar jahrelang mit einem Projekt beschäftigt. Bis wir alle Schreibphasen von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung durchlaufen haben, erfordert es unsere komplette Aufmerksamkeit. Eigentlich ganz einfach, oder?

Was meint K. H. Waggerl mit seinem Zitat? Drehen wir es doch einmal um: „Wenn wir uns keine Zeit für etwas nehmen, haben wir auch keine Zeit dafür.“

Natürlich könnten wir unzählige Ratgeber über Zeitplanung und Zeit-Disziplin lesen, uns die siebte Zeit-Kontroll-App installieren oder den Wecker unseres Smartphones im Zwanzig-Minuten-Tomaten-Takt läuten lassen. Dazu könnten wir uns ständig von Kalendern erinnern lassen, dass wir doch jetzt zu schreiben hätten, oder sonstige Zeit-Management-Methoden erst mühevoll erlernen, um sie dann krampfhaft anzuwenden.

Möchtest du das wirklich?
Klingt das nicht genau nach dem Hamsterrad, aus dem wir doch haben ausbrechen wollen?

Natürlich gibt es Menschen, denen genau das bei ihrer Schreibroutine hilft. Mir liegt es fern, ein Urteil darüber zu fällen. Mir geht es um etwas anderes:

Stelle dir folgende Frage:

Wenn du keine Zeitmessgeräte besäßest und nur immer das tun könntest, was dir wirklich gefiele, womit würdest du dich beschäftigen?
Oder anders ausgedrückt:
Warum lässt du dich ständig aus deinem Schreibrhythmus bringen?
Was lenkt dich so leicht ab, dass du einfach nicht vorankommst?

Noch einmal: Zeit hat man nicht, man nimmt sie sich!

Ich lasse mich kaum noch ablenken, weil in mir ein Feuer für meine Arbeit brennt. Ich spüre, dass sie mir leichtfällt und dass ich sehr gerne Zeit mit Schreiben, Texten, Büchern, Lektorieren, mit Autoren und Verlagen verbringe. Ich fühle mich wohl in dieser Welt.
Hinzu kommt, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht habe. Aus einem Hobby ist ein Broterwerb entstanden. Nun bin nicht nur Autorin und freie Lektorin, sondern auch Freiberuflerin.

Seit ich mein Feuer und meinen Beruf gefunden habe und spüre, welche großartigen Chancen sich mir eröffnen, denke ich automatisch die meiste Zeit an meine Arbeit. Eine Arbeit, die für mich keine Arbeit darstellt, sondern mein Leben. Seitdem brauche ich kaum noch Wecker und Zeit-Management-Methoden.

Da mein Tag auch nur 24 Stunden hat, gilt für mich das Folgende:
Bevor ich jemandem oder etwas anderem kostbare Zeit schenke, überlege ich sehr genau.

Ich frage mich:
Was ist mir an dem Zeitpunkt, wo etwas anderes stattfinden soll, wichtig? Ist es meine Arbeit oder das andere. Also:

Was ist dir wichtig?

Möchtest du dein aktuelles Projekt voranbringen oder dich lieber zum dritten Mal in dieser Woche mit Freunden verabreden? Wie schnell lässt du dich ablenken?

Kommen dir die Ablenkungen eventuell gelegen und du sagst begeistert zu, weil du

  • sowieso nicht weiterkommst,
  • gerade keine Lust aufs Schreiben hast,
  • ein Gespräch mit deiner Lektorin hinauszögern willst,
  • glaubst, eine Schreibblockade zu haben,
    oder
  • deinen Freunden nicht schon wieder absagen möchtest.

Die Liste ließe sich beliebig fortführen. Hast du dich wiedererkannt?

Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt, dich zu fragen:

Welcher wahre Grund steckt wirklich hinter deinen Ausflüchten?

Nimm dir jetzt die Zeit und erkunde dich. Stelle dir genau diese Frage, und du bekommst eine Antwort, manchmal sogar mehrere und manchmal auch welche, die dir bestimmt nicht so gut gefallen.

Finde den Grund hinter den vorgeschobenen Gründen. Du siehst, es geht um das Thema „Persönlichkeitsentwicklung“, was ebenso, wenn nicht sogar wichtiger ist als das Schreibhandwerk.

Bleiben wir bei der Zeit und wofür wir sie nutzen. Ich sehe das so:

  1. Natürlich treffe ich mich mit meinen Freunden und Familienmitgliedern. Zeit mit lieben Menschen zu verbringen, ist für mich die wertvollste überhaupt. Während dessen möchte ich ihnen meine ganze Aufmerksamkeit widmen, genau wie ich meinen Projekten meine gesamte Aufmerksamkeit widme. Alles zu seiner Zeit.
  2. Natürlich existieren äußere Umstände, die von mir Zeit-Flexibilität fordern. Doch die sind zum Glück verschwindend gering. Anders schaut es natürlich aus, wenn du Mutter bist oder einem Hauptberuf nachgehst.
  3. Natürlich macht es ab und an Spaß, spontan zu sein und die strikte Planung zu sprengen. Kommt dies jedoch regelmäßig bzw. sehr oft vor, stelle ich mir wieder die Frage. Was ist mir wirklich wichtig?

Ich habe Ziele, die ich erreichen möchte. Ohne Planung komme auch ich nicht weiter.

Doch wichtiger ist: Ich habe mein WARUM gefunden, den Grund dahinter.

Seitdem jongliere ich mit viel mehr Leichtigkeit und Freude mit meinen Terminen und spende meine Aufmerksamkeit den Menschen und Situationen, die mir in dem Moment wirklich wichtig sind. Die Zeitplanung ergibt sich dann fast von allein, Ablenkungen finden kaum Raum. Manchmal schon…

Das Ganze hat einen enormen Glücksfaktor:
Ich fühle mich insgesamt viel entspannter und gelassener.

Um das Anfangszitat von K. H. Waggerl noch einmal zu wiederholen: „Zeit hat man nur, wenn man sie sich nimmt!“
Jetzt bist du dran: Was sind deine Gründe, die deine Aufmerksamkeit ablenken?

Konnte ich dich inspirieren? Schreibe gerne deine Erfahrungen in die Kommentare.

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Bitte beachte, dass ich nur respektvolle und konstruktive Kommentare zulasse.
Ich danke dir für dein Verständnis.
Liebe Grüße
Martina

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